Alfred Clausen erblickte am 29.2.1956 pünktlich zum Feierabend um 15.30 Uhr das Licht der Welt. Per Kurier wurde er nach Hause zu seinen Eltern Erich und Frieda Clausen gebracht und dort vom Spielmannszug des heimischen Schützenvereins mit einem lauten Tusch empfangen. Alfreds Kindheit verlief völlig problemlos. Am liebsten spielte er mit seinen Freunden Beamtenmikado – wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Alfred ist es auch zu verdanken, dass dieser Witz international zu einem Hit wurde. In der Schule schrieb er durch die Bank gute Noten, was an seiner Fähigkeit lag, Lehrer gegeneinander auszuspielen und sie zu erpressen.
Mitte der 70er Jahre zog sich Clausen Senior in den unverdienten Ruhestand zurück und vererbte den Posten des Oberamtsrats an seinen Sohn. Alfreds erstes Bravourstück war die grundlegende Reform des Bauantragsverfahrens. Innerhalb kürzester Zeit sorgte er dafür, dass von 100 eingereichten Anträgen nur ein einziger genehmigt wurde – und das auch nur, weil der Antragsteller mit Alfred verwandt war. Bald war Alfred bekannt als „effektivster Bauvorhabenverhinderer der westlichen Hemisphäre“, ein Ruf der ihn bis heute mit großem Stolz erfüllt. Wenn man alle von Alfred abgelehnten Bauanträge hintereinander legen würde, würden sie vom Rathaus in Neddelhastedtfeld bis zum Markusplatz in Venedig reichen. Wenn man sie zusammen im Stadtparksee versenken würde, stiege der Wasserspiegel mindestens um fünf Zentimeter. Und wenn man sie im Ofen verbrennen würde, käme man als Besitzer einer 400 Quadratmeter großen Prachtvilla ohne Probleme über den Winter.
Alfreds bester Freund ist Hans-Werner Baumann. Alfreds bessere Hälfte – oder wie Alfred gerne sagt, sein „besseres Dreiviertel“ – ist Ella. Gut, Ella ist ein wenig pummelig – manche würden sie wohl auch als „moppelig“ bezeichnen, aber sie hat ein großes Herz. Dass sie allein den ganzen Haushalt schmeißt und Filius Timmy großzieht, ist für Alfred selbstverständlich. Dass sie nebenbei noch Dächer decken, Schweinehälften schleppen, Sperrmüll im Wald vergraben und den Autoverkehr weit am Haus vorbeileiten muss, weil der Herr in Ruhe sein Mittagsschläfchen halten will, auch. Ella Clausen hat nur eine beste Freundin: Gertrud Baumann, die Frau von Hans-Werner.
In seiner Freizeit engagiert sich Alfred im Neddelhastedtfelder Kegelverein, wo er es inzwischen zum stellvertretenden Kassenwart gebracht hat. Sein größter Traum ist es, dass einmal eine Käffchensorte nach ihm benannt wird. Nominiert für das goldene Kopfkissen ist er jedenfalls schon einmal, der Oberamtsrat Clausen.